
Rechtschreibschwäche, Strategie der unsicheren Rechtschreiber
Was machen Menschen mit Rechtschreibschwäche anders?
In der Rechtschreibung sichere Menschen verwenden übereinstimmen eine eindeutig visuelle dominierte Strategie. Bei Menschen mit einer Rechtschreibschwäche hingegen lässt sich keine eindeutige Strategie nachweisen. Vielmehr zeigen sich unendlich viele Variationen möglicher Strategien.
In zweierlei Hinsicht lassen sich diese Strategien jedoch zusammenfassen:
- Sie verfügen kaum oder nur über einen kleinen inneren Wortspeicher. Häufig benutzte Worte und bekannte Worte können allerdings fehlerfrei aus dem Gedächtnis geschrieben werden. Visuelle Strategien sind kaum nachweisbar. Unter Stress ist der Zugang zum inneren Wortspeicher kaum noch möglich.
- Menschen mit Rechtschreibschwäche versuchen übereinstimmend phonologisch rechtzuschreiben.
Die deutsche Sprache wird zu weniger als 50% lautgetreu geschrieben. Die Schreibweise von Wörtern phonologisch zu erschließen, ist also kaum zielführend. Wir diese Strategie auch auf Fremdsprachen angewandt, muss es fast zwangsläufig scheitern.
Als empirisch gesichert gilt allerdings, dass auch sichere Rechtschreiber mit auditiven Strategien beginnen, sich die Schreibweise von Wörtern zu erschließen. Dies ist ein ganz normaler Schritt in der Entwicklung eines Menschen. Der visuelle Lernstiel entwickelt sich natürlich und ganz von selbst, je mehr ein Kind im Lesen und Schreiben geübt ist.
Interessant ist, dass Kinder mit einer vorwiegend auditiv geprägten Strategie oft Probleme bei Verarbeitung auditiver Impulse haben. Es fällt ihnen schwer, den auditiven Impuls in Form des diktierten Wortes in einen visuellen Output (Verschriftung) umzusetzen.
Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen mit Rechtschreibschwäche in ihrer akustischen Wahrnehmung teilweise gestört sind. Das klingt paradox. Sie benötigen mehr Zeit für die Aufnahme akustischer Reize als sichere Rechtschreiber. Es fällt ihnen fällt schwer, aufeinanderfolgende akustische Reize getrennt wahrzunehmen. Man vermutet hier eine Störung des s.g. peripheren Hörens, d.h. der Fähigkeit, Töne, Klänge, und Geräusche wahrzunehmen und diese Signale in der zentralen Hörverarbeitung in sinnvolle Informationen umzusetzen. Bei der Rechtschreibschwäche ist die Umschaltung vom auditiven Input auf ein visuelles Wortbild, so wie es im Diktat benötigt wird, das größte Problem. Hingegen fällt es Menschen mit Rechtschreibschwäche kaum schwer, einen Text abzuschreiben.
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